Meinen Jesus lass ich nicht
"Meinen Jesus lass ich nicht!" - das hört sich nach einem starken, einem festen, einem entschlossenen Glauben an. Aber es klingt auch ein wenig Trotz mit, etwas von der Haltung "jetzt erst recht". Wenn alles dagegen spricht, dann will ich dafür sein, auch wenn ich der Letzte bin. 1658 hat Christian Keimann ein Lied mit diesem Titel geschrieben: "Meinen Jesum Lass ich nicht". Man kann es im evangelischen Gesangbuch nachlesen (EG 402). Die erste Strophe lautet so:
Meinen Jesus lass ich nicht;
weil er sich für mich gegeben,
so erfordert meine Pflicht,
unverrückt für ihn zu leben.
Er ist meines Lebens Licht:
Meinen Jesus lass ich nicht.
Es ist die Antwort des Menschen auf den Lebenseinsatz Jesu: Weil er sich für mich hingegeben hat. Es wäre wohl undankbar ihm gegenüber, wenn ich, aus welchem Grund auch immer, ihm einfach den Rücken kehre. Es gibt im Brief des Apostels Paulus an die Römer einen sehr ähnlichen Gedanken. Paulus fragt: "Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert?" (Röm 8, 35) Und er gibt auch gleich die Antwort: "All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat." (V37) Für Paulus ist Christus selber die Kraft, die uns alles, was und von ihm trennen könnte, überwinden lässt. Keimann sagt in seinem Lied so: "Er ist meines Lebens Licht", das mir in den Dunkelheit Orientierung gibt.
Nun sind das sehr persönliche Glaubenserfahrungen von Christian Keimann und Paulus. Er sagt ausdrücklich: "Ich bin gewiss." Er will damit ein ganz persönliches Zeugnis seines grenzenlosen Vertrauens in Gott geben und die Römer einladen, nach eigenen Glaubenserfahrungen zu suchen. Die Frage ist: Wie stark ist mein Glaube in der Bedrängnis? Gibt es etwas, was mich auf Distanz zu Gott gehen lässt? Etwas, was mich von ihm sogar trennen könnte? Das ist natürlich eine sehr persönliche, intime Frage. Selten gehen Menschen mit der Antwort an die Öffentlichkeit.
Aber es gibt so etwas wie einen Warnhinweis, was Menschen auf Distanz zu Gott gehen lassen kann. Es sind immer wieder die Zahlen, wie viele Menschen im Laufe eines Jahres aus der Kirche austreten. Natürlich: Ein Kirchenaustritt ist nicht automatisch auch ein Nein zu Gott. Aber doch ist der Glaube verletzt und das Vertrauen in Jesus Christus, so wie ihn die Kirche in der Welt darstellt, gerochen. Der Missbrauch von Kindern durch Priester und das Vertuschen durch die Kirchenleitung und der Luxusbau eines Bischofs haben in den vergangenen Jahren besonders viele Menschen bewegt, aus der Kirche auszutreten. Sie haben etwas erfahren, das sie von der Liebe Christi scheiden kann. Etwas, was für Paulus unvorstellbar ist.
Für mich ist das ein Grund, noch mehr darüber nachzudenken, woran ich meinen Glauben fest mache. Auch darüber, wie ich mich in als Teil einer "Kirche der Sünder" fühle, welchen Anteil ich daran habe und wie ich durch mein Verhalten das Bild der Kirche wandeln kann. Ja manchmal ist es so, dass ich innerlich mit einem heiligen Trotz sage:
Jesus lass ich nicht von mir,
geh ihm ewig an der Seiten;
Christus wird mich für und für
zu der Lebensquelle leiten.
Selig, wer mit mir so spricht:
Meinen Jesus lass ich nicht.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2014, Musik: privat
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