Ohren für das Herz
Einmal einen Wunsch frei haben - das wäre doch was. Aber soetwas kennen wir nur aus den Märchen. Oft geht es darum, dass Menschen drei Wünsche frei haben. Nicht jeder Wunsch bringt das erhofft Glück. Wer dabei nur an sich denkt, an Reichtum und Macht, dem wird sein Wunsch oft zum Verhängnis. Wer bescheiden bleibt und auch an andere denkt, der ist am Ende vielleicht nicht reich, aber glücklich. Die Märchen und die Bibel sind sich in manchen Punkten recht ähnlich. Sie sprechen von den größten Sehnsüchten der Menschen. Sehnsucht nach Glück und Zufriedenheit, danach, sich seines Lebens sicher zu sein und seine Last tragen zu können.
So gibt es auch in der Bibel die Wünsche, die einer frei hat. Das wird zum Beispiel vom König Salome berichtet. Er war der Sohn Davids und steht vor der schwierigen Aufgabe, nun die Nachfolge seines berührten Vaters antreten zu müssen. Als ob ihm Gott den Amtsantritt erleichtern wollte, erscheint er Salomo im Traum: "Sprich eine Bitte aus, die ich Dir gewähren soll." (1 Kön 3, 5) Ein Wunsch, keine drei Wünsche. Also muss Salomo gut nachdenken. Sein Wunsch ist dann auch etwas außergewöhnlich: "Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht." (1 Kön 3, 9) Also, kein Gold und keine Edelsteine, kein Reichtum, keine Macht über die Feinde und kein langes Leben, nein, nur ein "hörendes Herz". Das gefällt Gott und er sagt zu Salomo: "Ich werde deine Bitte erfüllen. Sieh, ich gebe dir ein so weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht. Aber auch das, was du nicht erbeten hast, will ich dir geben: Reichtum und Ehre, sodass zu deinen Lebzeiten keiner unter den Königen dir gleicht." ( 1 Kön 3, 12f)
Ich finde, das ist ein sehr schönes Bild: Mit dem Herzen hören. Der heilige Mönchsvater Benedikt hat es im Prolog seiner Ordensregel noch etwas erweitert. Er spricht von den "Ohren des Herzens", die man neigen muss, um wirklich auf Empfang zu sein. Da bin ich zuerst einmal auf der passiven Seite der Kommunikation. Auf der, auf der man etwas empfängt, vielleicht sogar geschenkt bekommt. Aber es geht nicht um ein nur sinnenhaftes Hören mit den Ohren. Da sind noch zu viele störende Nebengeräusche. Erst das Herz hört richtig zu.
Es gibt das bekannte Wort aus dem „Kleinen Prinzen“: „Mann sieht nur mit dem Herzen gut.“ Man könnte auch sagen: „Man hört nur mit dem Herzen gut.“ Wenn ich mein Herz geöffnet habe, dann lasse ich wirklich etwas an mich heran. Ein Herz, das nicht hört, blockt ab. Es macht mich als Menschen unzugänglich. Aber genau darauf kommt es dem König Salome doch an: Zugänglich zu sein für die Menschen. Zu wissen, was sie brauchen, was sie an Gutem wünschen und an Bösem fürchten. Wie sehnen sich die Menschen danach, das die Regierenden darauf mit den Ohren ihrer Herzen hören. Aber es ist nicht nur ein Programm für sie. Das Hören mit dem Herzen führt mich in das Geheimnis meines eigenen Lebens und dort zu einer Begegnung mit Gott, „denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Röm 5,5) Aus dieser Begegnung mit Gott heraus, kann ich den Menschen mit einem hörenden Herzen begegnen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2014, Musik: jamendo
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