Prägung
Fünfter Fastensonntag
Ich nehme eine Münze aus meinem Portemonnaies. Sagen wir mal einen Euro. Wie hat der ausgesehen, bevor er ein Euro wurde? Ein rundes Stück Metall, zusammen mit vielen anderen ausgestanzt aus einem großen Blech und in den messingfarbenen Rand gedrückt. Bis dahin war er noch nicht viel wert. Dann aber kam er in eine Presse und es wurden ihm all die Zahlen und Symbole eingeprägt, die ihn zu einem Euro, zu einem Zahlungsmittel machten. Es kommt also auf die Prägung an.
Der Mensch ist kein Stück Metall und kein Zahlungsmittel, aber geprägt – von frühester Kindheit an. Das macht die Persönlichkeit, seine Individualität und seine Einmaligkeit aus. Manchmal schleppt er diese Prägungen mit sich als Last herum. Überwiegend sind es aber positive Dinge, die mein Leben zu meinem Leben werden lassen. Zu mir gehören, ganz tief in mir verborgen und aufbewahrt. Kann man das eigentlich über Bord werfen?
Der Apostel Paulus behauptet das von sich. Seine Herkunft, seine Bildung, seine religiöse Prägung – all das verwirft er, weil eine ganz entscheidende Erkenntnis alles übertrifft: "Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden." So schreibt er es seinen Schwestern und Brüdern in der Gemeinde von Philippi. (Phil 3, 8-14) Alles, was ihn davor ausgemacht hat, hält er für einen Verlust, ja für Unrat sogar. Er will einen klaren Schnitt machen, alles aufgeben, um allein Christus zu gewinnen. Sein Tod soll ihn prägen, nichts anderes mehr. Und nichts anderes will er mehr erreichen, als mit Christus zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.
Paulus war ja in vielen Dingen ein Eiferer, in der Strenge und Willensstärke, dem Engagement und der Selbstlosigkeit den anderen immer eine Nasenlänge voraus. Sein Leben und seine Frömmigkeit ist kein Programm für mich "Normalchristen". Aber er stellt mir Fragen – eben die nach meiner Prägung. Was macht mein Leben aus, ist für meine Persönlichkeit entscheidend? Welche Prägungen bringen mich voran und welche hindern mich?
Wenn Paulus ausdrücklich sagt, "der Tod Christi soll mich prägen", dann sehe ich das als Aufforderung mich danach zu fragen: Was an Jesus Christus prägt mich? Seine Hinwendung zu den Menschen? Sein immer wieder kritisches Hinterfragen der religiösen Praxis? Seine Bereitschaft sich ganz einer Sache hinzugeben? Seine Entscheidung arm und einfach zu leben? Sein Beispiel, sich ganz tief im Gebet mit Gott zu verbinden? Zu vielen Erkenntnissen Christi können die Menschen kommen. So vieles kann meine ausdrückliche Entscheidung der Nachfolge bestimmen, mich prägen und meinen einmaligen Wert für die Kirche und die Welt anzeigen.
Auch wenn Paulus manchmal etwas extrem erscheint, er bleibt doch auf dem Boden. Nichts geht von jetzt auf gleich. Alles muss sich entwickeln. "Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre", schreibt Paulus. "Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin."
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2013 / Musik: jamendo.com
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