Roter Teppich und Hosianna
Der rote Teppich. Für wen der ausgerollt wird, der ist berühmt. Die ist prominent. Der und die haben es zu etwas gebracht an Ruhm und Ansehen. Der rote Teppich, ein Bild für Ehre und Anerkennung. Wie viele Kilometer im Jahr werden davon wohl in der deutschen Hauptstadt ausgerollt? Natürlich nicht für das Volk. Die stehen am Rande und jubeln. Hoffen auf einen Händedruck, vielleicht sogar auf ein Autogramm. Die meisten roten Teppiche werden ohnehin da ausgerollt, wo ein Normalsterblicher gar nicht hinkommt. Wegen der Sicherheit und dem Terrorismus.
Palmsonntag. Man könnte ihn auch den "Sonntag mit dem roten Teppich nennen. Der wird für Jesus in Jerusalem ausgerollt. Allerdings nicht von staatlicher Seite oder einer obersten Religionsbehörde. Es sind die Leute aus dem Volk, die ihm einen herzlichen Empfang in der Stadt bereiten. Sie nehmen Palmenzweige, ziehen vor das Tor, um ihn zu empfangen. Und weil sie keinen roten Teppich haben, breiten sie ihre Kleider auf der Straße aus, reißen auf den Feldern Zweige von den Büschen ab und streuen sie auf den Weg. Hosanna!, rufen sie. "Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!" (Mk 11, 9b-10)
Der Jubelruf ist ein politisches Bekenntnis. Das Reich des Vaters David, ja, die gute alte Zeit soll wieder hergestellt werde. Glanz und Ruhm und nicht wie jetzt besetzt und beherrscht von einer fremden Macht. Welcher Ruf von Jesus hatte sich den bis hierher verbreitet? Er ist einer, der sich um die Menschen kümmert. Er hört zu. Ob es nun ganz wichtige Dinge geht, wie Leben und Tod, oder nur um die Sorgen des Alltags. Er hat ein gutes Wort für die Menschen. Mit dem, was er sagt, kann man etwas anfangen. Er legt sich mit den Schriftgelehrten und mit den Pharisäern an. Entlarvt deren Hochmut und Arroganz. Ja, so einer hat das Format, auch die Römer davon zu jagen. Aber kann der das erfüllen, der jetzt auf einem Esel reitet? Einem Esel! Kein Ross, kein Streitwagen, kein Helm, keinen Panzer, keine Waffe.
Jesus zieht am Palmsonntag in eine Stadt ein, in der ihn eine Melange von Stimmungen erwartet. Leute, die sich ganz große Hoffnung machen. Und Leute, die ihn von der Bildfläche verschwinden lassen wollen. Hochgelobt-Rufer und Kreuzige-ihn-Brüller.
Wenn die Leute in den Kirchen einem mit Blumen, Kätzchen und grünen Zweigen geschmückten Kreuz folgen und es feierlich in ihre Kirche tragen, dann ist das ein klares Bekenntnis, auf welcher Seite sie stehen. Sie sind aber auch schon einen Schritt weiter, als die Leute damals in Jerusalem. Ich weiß: Es geht nicht um ein mächtiges Weltreich. Der König, der auf einem Esel reitet, er begründet "das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens" (Präfation von Christkönig, MB 262). Auf dieser Seite stehe ich. Hosanna in der Höhe! Wo bleibt der rote Teppich?
Lutz R. Nehk
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