Ruhige Sauregurkenzeit
Eine Meditation
Gott liebt alle Menschen. Das ist richtig und das ist eine gute Nachricht. Das zeigt sich schon in der Berufung Abrahams, dem Stammvater aller Glaubenden. Gott verheißt ihm viele Nachkommen, so zahlreich, dass man sie nicht zählen kann. Und er sagt zu ihm: „Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Gen 12, 2-3) Gott gibt ihm sozusagen den Blick für eine weltweite Gemeinschaft der Menschen mit auf den Weg, legt sie ihm ans Herz.
Die vier Evangelisten berichten darüber, dass Jesus oft vor großen Gruppen, ja vor Menschenmassen gesprochen hat. Seine frohe Botschaft von der Liebe Gottes gilt allen Menschen. Er hat sie eingeladen, am Reich Gottes mitzuwirken. Seinen Jüngern gibt er den Auftrag: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Mt 28,19)
Dass Jesus offensichtlich gerne auch mal das Bad in der Menge nimmt, bedeutet nicht, das es auch eine Massenabfertigung gibt. Im Gegenteil. Immer wieder macht er deutlich, dass ihm bestimmte Menschen besonders am Herz liegen. Es sind die Geringen und die Unmündigen. Ihnen gilt seine Botschaft zuerst und sie haben einen besonderen Zugang zu ihm. Sie verstehen ihn unmittelbar. In einem Gebet dank er seinem himmlischen Vater dafür: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ (Mt 11,25)
Es sind auch die Menschen, die unter der Last des Lebens leiden, die Jesu besondere Zuwendung erfahren dürfen. Seine Einladung an sie: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (V28) Eine Einladung, die auch so vielen Menschen heute gilt.
Zur Ruhe kommen, abschalten, auftanken – viele Menschen sehnen sich danach in dieser Zeit. Zur Ruhe kommen von all dem, was uns im letzten Jahr an Schreckensmeldungen aufgewühlt und beunruhigt hat. Vor allen Dingen die Terroranschläge weltweit, in Europa, ja, auch in Deutschland. Die Menschen scheinen ständig in geduckter Haltung zu gehen, weil vielleicht hinter der nächsten Ecke schon die Gefahr lauert. Auch wenn Politiker nach jedem Anschlag vollmundigt verkünden: Wir lassen uns unser freies Leben nicht nehmen … Die Sensibilität für Gefährdungslagen ist in meinem Alltag angekommen. Was ich früher nicht kannte, die Gedanken und Assoziationen angesichts einer großen Tüte, einer Tasche, eines Rucksacks, der herrenlos auf dem Bahnsteig steht. Wie werde ich diese Gedanken wieder los?
Ich wünsche mir in diesem Jahr endlich mal wieder ein wirkliches Sommerloch. Eine wirklich “Sauregurkenzeit“. Eine Zeit, in der keine heftige Erschütterung die Menschen aufschreckt. Eine Zeit, in der die Medien aus jeder Mücke einen Elefanten machen müssen, um Schlagzeilen zu haben. Vielleicht haben dann ja auch mal gute Nachrichten eine Chanche auf die Titelseiten zu kommen. Gewiß, man kann die Welt ja nicht einfach schönschreiben. Aber aufzeigen, wo sich auch in kleinen Dingen die große Sehnsucht der Menschen nach Frieden erfüllt, das wäre heilsam, beruhigend und ermutigend. Und natürlich wäre es gut, wenn das nicht nur schöne „Sommermärchen“ blieben.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © by_berwis_pixelio.de Musik: jamendo.com
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