Saat und Frucht
Für die einen beginnt der Urlaub, für die anderen die Ernte. Das Getreide ist reif und muss von den Feldern. Im Juli ist es vor allen Dingen die Wintergerste, die geerntet wird. Das wissen natürlich Menschen vom Land besser als die aus der Stadt, wie das mit Aussaat und Ernte ist. Worauf man da zu achten hat, dass es eine gute Ernte wird. Wo die Gefahren lauern, welche Risiken der Faktor Wetter mit sich bringt und wann der richtige Zeitpunkt der Reife erreicht ist.
Aussaat und Ernte, das sind zwei starke und eindrucksvolle Bilder, die wir Menschen oft auch auf andere Bereiche anwenden. Egal ob wir auf dem Land leben oder in der Stadt. Das wohl bekannteste und gleichzeitig auch bedrückendste Bild der Ernte ist der Tod. Die Ernte am Ende des Lebens, wenn der Sensenmann kommt und den Halm von der Wurzel trennt.
Es wundert nicht, dass auch in der Bibel die Bilder von Saat, Ernte und Frucht bringen eine große Rolle spielen. Gerne verwendet Jesus sie in seinen Gleichnissen. So spricht er über den Erfolg des Wortes vom Reich Gottes, wie es von den Menschen aufgenommen wird und wie es Frucht bringt. So beginnt er dieses Gleichnis: "Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen …". (Mt 13, 1 ff) Er streut die Körner großzügig aus, mit voller Hand, im großen Wurf. Da fallen die Körner auf den Weg, auf felsigen Boden, zwischen die Disteln und, ganz wichtig, auch auf den guten Boden. Die Saat geht auf, kann sich aber nicht überall gut entfalten. Da kommen die Vögel und picken die Körner weg, oder es ist zu trocken und es können sich keine Wurzeln bilden, oder es wird vom Unkraut erstickt. Nur auf dem guten Boden, da kann die Saat prächtig wachsen und Frucht bringen.
Auf so unterschiedliche Weise, das will Jesus sagen, wird das Wort vom Reich Gottes von den Menschen aufgenommen. Der Evangelist Matthäus berichtet, wie er das Gleichnis deutet: "Immer wenn ein Mensch das Wort vom Reich hört und es nicht versteht, kommt der Böse und nimmt alles weg, was diesem Menschen ins Herz gesät wurde; hier ist der Samen auf den Weg gefallen. Auf felsigen Boden ist der Samen gefallen, der das Wort hört und sofort freudig aufnimmt, aber keine Wurzeln hat, sondern unbeständig ist; sobald er um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt wird, kommt er zu Fall. In die Dornen ist der Samen bei dem gefallen, der das Wort zwar hört, aber dann ersticken es die Sorgen dieser Welt und der trügerische Reichtum, und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht; er bringt dann Frucht, hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach." (Mt 13, 19-23)
Jesus möchte seine Zuhörer, also auch mich, zum Nachdenken anregen. Auf welche Art Boden ist das Wort Gottes bei mir gefallen? Auf den Weg? Auf felsiger Boden? In die Dornen? Auf guten Boden? Es gibt, so viele Möglichkeiten, das Wort zu verlieren, sich von ihm abbringen zulassen oder es einfach zu überhören.
Vielleicht ist es einfacher die Frage zu beantworten, wenn ich bedenke, welche Früchte ich bringe. Jesus selbst sagt nichts darüber, was für ihn die "Früchte" sind, die es zu bringen gilt. Dazu bekomme ich einen sehr schönen Hinweis bei Paulus. Er schreibt an die Galater: "Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung." (Gal 5, 22f) Es geht also immer wieder um die Gestaltung des Lebens, meines Lebens in der Gemeinschaft mit den Anderen. Wenn der Same des Wortes Gottes in meinem Leben aufgeht, dann habe nicht nur ich daran Anteil, sondern die Menschen, die mir anvertraut sind. Die Menschen die mir vielleicht nur zufällig begegnen. Auch sie sollen etwas von dem haben, was das Wort Gottes an Gutem in mir bewirkt.
Paulus greift das Bild von Same, Aussaat und Frucht noch einmal in dem Brief an die Korinther auf und bringt es auf den Punkt: "Gott, der Samen gibt für die Aussaat und Brot zur Nahrung, wird auch euch das Saatgut geben und die Saat aufgehen lassen; er wird die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen." (2Kor 9,10)
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2014, Musik: jamendo
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