Schöne Trauer
Ein paar kalte Tage. Ein kräftiger Wind. Das bunte Herbstlaub ist dahin. Der November hat das Heft als Landschaftsgestalter in die Hand genommen. Kahl, grau, nebelig - das ist sein bevorzugtes Design. Und die Stimmung springt über. Von der Natur ins Gemüt. Verkriechen möchte man sich. Einfach nicht rausgehen. Warten, bis die wohltuende Stimmung des Advent Erleichterung schafft.
Aber da muss man hindurch. Man muss auch damit leben, dass unserer Vorfahren gerade diesem Monat eine zusätzliche Last aufgegeben haben: Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag, Bus- und Bettag. Prägt die Traurigkeit der Trauer die Novemberstimmung? Oder ist es diese Stimmung, die uns in der Trauer festlegt: Trauer muss grau sein! Abschiednehmen muss nasskalt sein. Der Tod muss sich wie ein Nebel auf unser Gemüt legen. Ist es so? Es gibt ein dagegen Steuern. Menschen wollen sich nicht von dieser Beklemmung gefangen nehmen lassen. Sie gehen zu den Gräbern und schmücken sie. Legen grüne Zweige über das Grab - ein Zeichen des Lebens. Sie stellen Kerzen auf: Und das ewige Licht leuchte ihnen. Nicht die Finsternis soll die Szene bestimmen.
Menschen gestalten den Abschied und die Trauer schön. Das ist durchaus biblisch. Paulus schreibt in einem Brief: Schwestern, Brüder, wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wenn Jesus - und das ist unser Glaube - gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zusammen mit ihm zur Herrlichkeit führen. (1Thess 4, 13-14) Die Zukunft der Verstorbenen, ja ihre Wirklichkeit ist herrlich. Wie sollte man da mit novembertrüber Mine herumlaufen.
Gewiss: Der Tod ist grausam. Grausam ist auch der Verlust, die Lücke, die einer hinterlässt. Für mich selbst aber ist es wichtig zu wissen: Der Verstorbene hat es bei Gott gut. Jetzt sitzt er beim himmlischen Hochzeitsmahl. Diese Gewissheit erlaubt es mir, die Trauer feierlich und schön zu gestalten. Sie verlangt von mir, der Schmuddelecke des Todes etwas Schönes, etwas Wertvolles entgegenzusetzen. Jesus selbst hat zu seiner Erinnerung eine Feier eingesetzt - Essen, Trinken, Gesang, Unterhaltung.
Ich darf die Gestaltung meiner Trauer selbst in die Hand nehmen. Ich sollte sie nicht dem November überlassen.
Lutz R. Nehk
Laden Sie zu diesem Artikel auch die folgende Audiodatei: MEDITATION20081101.mp3
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de