Stunde der Verherrlichung
Die letzte Stunde ist verborgen. Ultima hora latet. Ein Satz, der mir aus meinem Lateinunterricht besonders in Erinnerung geblieben ist. Die Frage nach der letzten Stunde geht irgendwie durch die Zeit mit. Immer mit dem inneren Drängen, eine Antwort darauf zu finden. Nicht nur auf die Frage nach dem Wann. Das Wie beschäftigt mich sogar noch mehr.
Je näher wir an das Osterfest herankommen, werden die Betrachtungen um das Ende des irdischen Lebens Jesu konkreter. Seine letzte Stunde kommt in das Blickfeld. Natürlich nicht ganz plötzlich, wie aus heiterem Himmel. Auch im Leben Jesu geht die Frage nach dieser Stunde immer mit. Sie bestimmt sehr stark die Berichterstattung der Evangelisten. Alles scheint auf dieses Ereignis hingeordnet zu sein. In dem Lebensbericht, den Johannes geschrieben hat, taucht mehrfach die Frage auf: Ist seine Stunde jetzt gekommen? Da war Jesus zum Laubhüttenfest der Juden in Jerusalem. Obwohl er wusste, dass man gegen ihn ermittelt, tritt er öffentlich im Tempel auf. Wieder provoziert er die Leute mit seiner Rede. Gott hat mich gesandt. Gott, den ihr nicht erkennt, weil ihr die Wahrheit missachtet. Da wollten sie ihn festnehmen lassen, berichtet Johannes, "aber keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen". (Joh 7, 30)
Jesus ist im Streitgespräch mit den Pharisäern - wieder einmal. Und wieder eine Bemerkung, die einer Gotteslästerung gleich kommt: Gott, der Vater, hat mich gesandt. Er legt Zeugnis für mich ab und gibt mir die Vollmacht. Ihr aber, ihr kennt diesen Gott nicht. Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; würdet ihr mich kennen, dann würdet ihr auch meinen Vater kennen. (Joh 8, 19) Und wieder wollten sie ihn festnehmen lassen. Doch keiner tat es, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Es ist die letzte öffentliche Rede Jesu in Jerusalem. Feierlich und unter Jubelrufen war er in die Stadt gekommen. Er selbst macht jetzt den Schritt in das Schicksal dieser letzten Stunde: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. (Joh 12, 23.27) Diese Stunde, das bezeichnet ganz hart, ganz konkret: Festnahme, Folterung, Verurteilung, Kreuzigung, Tod.
Aber Jesus spricht von diesen Ereignissen nicht wie von einer Drangsal oder Pein. Er sagt der Menschensohn wird verherrlicht. Hier deutet sich schon an: Seine Stunde ist nicht Vernichtung. Seine Stund heißt Sieg. Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen. Jetzt fällt das Weizenkorn in die Erde und bringt reiche Frucht. Meine letzte Stunde ist verborgen. Ich habe aber die Zuversicht, dass auf sie das Licht der Herrlichkeit der Stunde Jesu scheint.
Lutz R. Nehk
Laden Sie zu diesem Artikel auch die folgende Audiodatei: MEDITATION20090329.mp3
Sie möchten unsere Arbeit unterstützen?
Um unseren Hospizbewohnern bis zuletzt ein Leben in Würde ermöglichen zu können, aber auch für den ambulanten Dienst und die Trauerbegleitung benötigen wir Ihre Spende. – Herzlichen Dank.
Unser Spendenkonto
Darlehnskasse Münster
IBAN: DE30 4006 0265 0002 2226 00
BIC: GENODEM1DKM
... oder spenden Sie hier:
Sie haben Fragen?
Ihr Ansprechpartner:
Ludger Prinz
Geschäftsführung
Telefon: 0251 9337-626
info@johannes-hospiz.de
Philomena Brinkbäumer
Leitung Öffentlichkeitsarbeit │ Fundraising
Telefon: 0251 37409325
p.brinkbaeumer@johannes-hospiz.de