Suche Frieden
Eine Meditation zum Katholikentag in Münster
Es gibt in Deutschland Eltern, Kinder, Enkel und Urenkel, die nie persönlich einen Krieg erlebt haben. Die aus persönlicher Erfahrung nicht wissen, was Fliegeralarm, Luftschutzkeller und Bombennächte heißen, wie sich in Schutt und Asche gelegte Städte anfühlen. Am 8. Mai 1945 endete in Europa der 2. Weltkrieg. Wer nach diesem Datum geboren wurde, hat in seiner Kindheit und Jugend noch viele Spätfolgen des Krieges miterlebt und ertragen müssen. Aber was davor gesehen war, wird er nur aus den Erzählungen der Eltern und Großeltern, der Zeitzeugen und aus dem Geschichtsunterricht kennen. „Krieg, das ist Geschichte.“ Kann man das so sagen? So absolut bestimmt nicht.
Was Krieg ist, seine Grausamkeit und Sinnlosigkeit, seine Menschen verachtenden Auswirkungen - all das ist Teil unserer täglichen Wahrnehmung. Je mehr und je schneller die Informationskanäle funktionieren, desto mehr und desto schneller werden wir Zeugen der Kriege in dieser Welt. Live und in Echtzeit schlagen in unseren Wohnzimmern die Bomben ein, sterben die Menschen im Kugelhagel. Wenn auch die Nachkriegsgeneration in Deutschland keinen Krieg erlebt hat, kann man wohl doch nicht davon sprechen, dass sie einen umfassenden Frieden kennen. Und es scheint so zu sein, dass die Zeichen der Zeit eher Zeichen des Krieges sind.
Wie aktuell – mehr noch– wie zwingend notwendig erscheint da das Leitwort des 101. Deutschen Katholikentages in Münster: „Suche Frieden“ Ohne Punkt, ohne Fragezeichen, ohne Ausrufezeichen. „Suche Frieden“ Natürlich klingt das zunächst wie eine Aufforderung, ein Appell, der an mich gerichtet ist oder den ich an andere richte. Es sollte aber doch eine Einladung zur Mitwirkung sein. Keine Delegation dieser wichtigen Aufgabe: Suche du mal den Frieden, ich habe wichtigeres zu tun.
Das Leitwort des Katholikentages in Münster steht in der Bibel und ist dort eher ein guter Rat. Im 1. Petrusbrief wird aus dem Psalm 34 zitiert: „Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht, der bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor falscher Rede. Er meide das Böse und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach.“ (1Petr 3,10-11) Es ist also ein ganzes Bündel von Ratschlägen für den, der das Leben liebt.
Der Friede erscheint hier als der dynamische Ratschlag. Nichts bewahren, nichts meiden - nein, suchen, nachjagen. Als sei der Friede etwas Flüchtiges, das sich immer wieder dem Zugriff entzieht. Kann man den Frieden einfangen? Kann man ihn dingfest machen? Es scheint eine uralte Erfahrung zu sein, dass sich der Mensch nie des Friedens sicher sein kann. „Suche Frieden“ scheint eine bleibende Aufgabe zu sein.
Eine Aufgabe, die nicht allein in die Auftragsbücher der Frommen geschrieben ist. Der Hl. Papst Johannes XXIII. hat dies auf sehr schöne Weise deutlich gemacht. Als er 1963 seine Friedensenzyklika „Pacem in terris“ schrieb, richtet er sie an die „christgläubigen des ganzen Erdkreises sowie an alle Menschen guten Willens“. Die Christen müssen bei der Suche nach dem Frieden koalitionsfähig sein. So will auch der Katholikentag in Münster sein – einladend, ja auch drängend: Suche Frieden.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: Katholikentag Musik: jamendo.com
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