Umkehr braucht Geduld und Zeit
Vielen wird zum Stichwort „Sünde“ das Wort „Strafe“ als Ergänzung einfallen. Seit den Kinderjahren haben sie es immer wieder zu hören bekommen: Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Oder: Die Strafe folgt auf den Fuß. Auch das gehört dazu: Wer nicht hören will, muss fühlen. Ein Missgeschick, ein kleiner Unfall, bei dem man sich weh getan hat, wenn irgendetwas schief gegangen oder nicht gelungen ist, der Verlust einer wertvollen Sache - all das wurde immer als Strafe für eine heimlich oder öffentlich begangene Sünde gedeutet. Wem so etwas nicht passierte, hatte dann wohl auch nicht gesündigt – auf jeden Fall nicht vor den Augen anderer.
Der Zusammenhang zwischen Sünde und Strafe wurde aber nicht nur unartigen und aufmüpfigen Kindern mit einem Augenzwinkern aufgezeigt. Auch in tatsächlich ernstzunehmenden und schweren Schicksalsschlägen von Menschen scheuen einige sich nicht, die Sünde dafür verantwortlich zu machen. Der strafende Gott tut das, was er tun muss. Krankheiten, Katastrophen, Zerstörung und Verwüstung – eine Strafe Gottes für die Sünden derer, die es trifft. Als Mitte der 80ger Jahre des letzten Jahrhunderts die ersten Menschen an Aids starben, einer Krankheit, die bis dahin vollkommen unbekannt war, sprachen auch hohe Kirchenmänner sehr schnell von der „Geißel Gottes“, die die Homosexuellen trifft – manche haben sicher auch gesagt, die sie nun „endlich“ trifft.
Biblische Beispiele als Belegt für Gottes Strafbereitschaft lassen sich schnell finden. Die Vernichtung von Sodom und Gomorrah, zum Beispiel. Diesem Sündenphul des alten Testaments. Die Sintflut, von der nur Noah und das Leben in seiner Arche verschont wurden, war eine große Strafaktion Gottes gegen eine zutiefst verdorbene Menschheit.
Wenn sich Jesus mit Leuten über Katastrophen und Unglückfälle unterhalten hat, dann ist sicher die Sprache auch auf die Sünde gekommen, die die Opfer begangen haben müssen, weil sie diese Strafe trifft. In einem solchen Gespräch, das der Evangelist Lukas überliefert hat (Lk 13, 1-9), warnt Jesus die Leute vor voreiliger Sicherheit. Beim Einsturz eines Turmes bei Schilóach wurden achtzehn Menschen erschlagen. „Meint ihr“, fragt Jesus die Leute, „dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem nicht?“ Und er gibt ihnen selbst die Antwort: „Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt.“
Es wäre untypisch für Jesus, wenn er diese herbe Botschaft so stehen lassen würde. Mit dem Gleichnis vom geduldigen Weingärtner will er die Menschen ermutigen. (Lk 13, 6-9) Drei Jahre schon wartet der Besitzer auf die Früchte eines Feigenbaumes, der in seinem Weinberg steht. „Hau ihn um“, sagt er zu dem Gärtner, „er nimmt dem Boden nur die Kraft“. Der Gärtner bittet den Herrn um Geduld mit dem Baum: „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte.“
Umkehr braucht Geduld und Zeit. Mit dem Gleichnis sagt mir Jesus, dass Gott diese Geduld hat. Im Vertrauen darauf kann ich Umkehr wagen. Ohne Druck, ohne Drohung. Bei Gott folgt die Strafe eben nicht auf dem Fuß.
Lutz R. Nehk
Foto: Tom-Leddin_pixelio.de
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