Was ist die Vorfreude?
Zum 2. Advent
„Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freun!“ In diesem Jahr fällt das Fest des heiligen Bischofs Nikolaus auf den 2. Advent. Das fügt sich gut. Nikolaus, ein Kirchenmann aus dem 4. Jahrhundert, genießt Sympathie weit über die Kirchenmauern hinweg. Es ist wohl seine Menschenfreundlichkeit, an die sich die Leute gerne erinnern. Unvergessen und bis heute die Nikolaustradition schlechthin: die heimliche, stillschweigende gute Gabe, drei Goldstücke, mit der er einen Vater davor bewahrte, seine Töchter in die Sklaverei verkaufen zu müssen. Ob in die Schuhe gelegt oder durch den Schorstein geworfen, ist gleich.
„Lasst uns froh und munter sein …“, singen die Menschen in einer Zeit, in der vielen gar nicht dazu zumute ist. Im Gegenteil! Trost und Ermutigung – daran ist Bedarf. Danach wird gesucht. Wer heute einen katholischen Gottesdienst besucht, wird in der biblischen Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja mit diesen Worten empfangen: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.“ (Jes 40, 1) Das wird einem verschleppten, versklavten, fremdbestimmten Volk gesagt. Einem Volk, dessen Herz gebrochen ist. Deswegen: Redet ihnen zu Herzen. Verkündet: Der Frondienst geht zu Ende! Die Schuld ist beglichen! (vgl. V2) König David wird es später in einem Psalm so formulieren: „Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf!“ (Ps 69,33)
Ob Nikolaus oder Jesaja – beide haben etwas mit einer Vorfreude zu tun. Eine tragende Stimmung der Adventszeit. Vorfreude, die fröhliche Schwester der Sehnsucht. Aus der Zukunft ruft sie uns eine Zusage zu: Bald! „Seht, Gott der Herr, kommt mit Macht.“ (Jes 40,10)
Wie aktuell ist doch in dieser Zeit dieses „Bald!“. Bald wird ein Impfstoff da sein. Bald gibt es Rettung und Erlösung von dieser Corona-Pandemie. Ja, das ist gut so. Es ist wie ein globales Weihnachtsgeschenk.
Aber was ist mit den vielen anderen Nöten, Sorgen und Ängsten der Menschen? Die geblieben sind und wieder ans Tageslicht kommen werden. Kann ich hier mit vorfreudiger Gewissheit auch mit einem „Bald“ ermutigen und trösten? Das „Bald“ kommt nicht von alleine und die Vorfreude schafft sich nicht selbst. Immer stehen Menschen mit ihrem Einsatz und ihren Ideen dahinter. Menschenfreundlich, tierfreundlich, schöpfungsfreundlich - so ist ihr Handeln.
Als Christ handle ich nach einer „frohen Botschaft“ – dem Evangelium. So geht es mir nicht um düstere Vorahnungen, sondern um die Vorfreude auf eine menschenfreundliche Welt. Der hl. Nikolaus war ein Diener dieser Freude. Mitarbeiter der Freude sein – das ist eine Aufgabe aller Christinnen und Christen.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
6. Dezember 2020 | Foto: © Nehk 2020 / Musik: musopen.org
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