Weint nicht über mich
Eine Meditation zur Karwoche
Der Fahrplan dieser Tage ist bekannt, das Programm von Jahr zu Jahr gleich. Gründonnerstag – Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern und die Fußwaschung, eucharistische Anbetung und Ölbergstunde. Karfreitag – Erinnerung an die Passion Jesu, an seine Verurteilung und Hinrichtung, das heilige Kreuz wird verehrt und sein Leichnam symbolisch in ein Grab gelegt. Der Karsamstag – er ist der Tag der Grabesruhe. Vielleicht der Tag, mit dem die Leute am wenigsten anfangen können. Das wird schon dadurch deutlich, dass viele ihn einfach schon zum „Ostersamstag“ erklären.
Heute schweigt die Kirche. In den meisten Gemeinden gibt es nur ein sehr eingeschränktes Gottesdienstprogramm – keine Heilige Messe. Menschen kommen, um still zu beten. Es herrscht irgendwie eine Leere – eine heilige Leere. Sie wird mancherorts genutzt, um den Kirchenraum schon mal österlich zu dekorieren. Eigentlich keine gute Idee. Gerade die Stille und die Leere, die kahlen und schmucklosen Altarräume prägen diesen Tag. Er konzentriert noch einmal, ein letztes Mal vor Ostern, das Fasten der Kirche. Ihr ist der Bräutigam genommen. So lese ich es im Matthäusevangelium: „Die Jünger des Täufers Johannes kamen zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Er antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam weggenommen sein; dann werden sie fasten.“ (Mt 9, 14-15) Genau in dieser Situation befindet sich die Kirche am Karsamstag. Fasten. Trauer. Klage.
In den Karsamstag spielt auch die Szene der 8. Kreuzwegstation hinein: Jesus begegnet den weinenden Frauen. Es ist eine biblische Kreuzwegstation. Diese Begegnung berichtet der Evangelist Lukas: “Es folgte ihm eine große Menge des Volkes, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und eure Kinder!“ (Lk 23, 27-28)
Das Wort an die weinenden Mütter ist das einzige, das Jesus auf seinem Weg zur Schädelstätte spricht. Jesus weist von sich und seinem Schicksal weg: Wenn ihr schon trauert und wenn ihr schon klagt, dann schaut auf euch selbst und eure Situation. Dazu gibt es Grund genug. Ja, das Mitleid mit ihm ist gut und ein Ausdruck der Liebe. Aber: Sein Leiden ist doch die Botschaft für diese Welt, dem allgegenwärtigen Leiden ein Ende zu bereiten. Wenn Christen am Karsamstag um ihren Herrn trauen, dann soll es auch immer eine Trauer um die Kinder dieser Welt sein, die zu leiden haben. Kinder, die getötet werden – grundlos und ohne Schuld.
Dieses Wort gibt Jesus seiner Kirche und den Menschen guten Willens auf seinem Leidensweg mit auf den Weg in den Karsamstag. Ein Wort, das zu Herzen geht. Ein Wort, das die Grabesruhe aufbricht. Ein Wort, das dem Leben dient. Ein Wort, das österlich werden will.
Lutz R. Nehk
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Foto: © Nehk 2018 Musik: privat
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