Wie auch der Herr an uns getan
Eine Meditation zum Advent
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – wie es weitergeht ist ja bekannt. Vier Lichtlein, dann steht das Christkind vor der Tür. Eine kurze und knappe Zusammenfassung dessen, um was es geht: Abwarten bis es da ist, das Christkind. Abwarten und Tee trinken? Oder abwarten und nichts tun? So wird es wohl nicht gedacht sein. Allein die ganze Festtagsorganisation wird schon für viel Bewegung und Stimmung sorgen.
Ausführlicher und auch gehaltvoller geht ein bekanntes und beliebtes Adventslied auf den Sinn dieser Zeit ein. „Wir sagen euch an den lieben Advent …“ Auch hier sind die vier Kerzen das bestimmende Thema der vier Strophen: Wir sagen euch an den lieben Advent, sehet die erste usw. Kerze brennt. In dieser Woche natürlich die zweite. Und die steht nicht nur einfach so auf dem Adventskranz, sondern sie hat eine Botschaft: „So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan.“ (GL 223,2) Die etwas schwierige Formulierung meint: Einer nehme sich des anderen an, so wie Christus es getan hat.
Der Gedanke stammt von Paulus. Er schreibt in seinem Brief an die Römer: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes.“ (Röm 15,7) Christus geht mit gutem Beispiel voran. Er nimmt uns an. Nicht von oben herab. Nein, er nimmt sich der Menschen an, indem er selbst Mensch wird. Es kommt zu einer Begegnung auf Augenhöhe. Das ist der Kern der Weihnachtsbotschaft, der umgeben ist von der anrührenden Geschichte der Geburt eines Kindes in einem Stall bei Betlehem. Die zweite Kerze des Adventskranzes möchte mich daran erinnern: Bedenke bei der Vorbereitung auf das Fest diese Liebe Gottes. Er hat uns zuerst geliebt. (1Joh 4,19)
Das kann nicht ohne Folgen, ohne eine Antwort belieben. „Darum nehmt einander an.“ Diese Aufforderung ist ebenso grundsätzlich wie konkret. Es geht grundsätzlich darum, im Anderen den Menschen anzunehmen. Der ist reich, der ist arm, der ist weiß, der ist schwarz, der ist Christ, der ist Moslem, der ist Deutscher, der ist Flüchtling - nein, der und die ist zuerst Mensch. Uneingeschränkt Mensch wie ich. Nicht nur als Christ habe ich die Pflicht, Jeden als Ebenbild Gottes anzusehen.
Daran wird sich auch meine konkrete Annahme ausrichten. Ich werde hinsehen und beurteilen, was einer braucht, was fehlt, was notwendig ist. Zuspruch und Zuwendung oder Ermahnung und Kritik. Ja, auch das kann eine Form der Hilfe sein, wenn es aus Liebe und in Freundlichkeit geschieht. Das Zusammenleben der Menschen hat Regeln. Sie dienen dem Frieden und der Gerechtigkeit. Aber gerade diese Regeln sind es wieder, die mich anhalten, einen Blick für die Not des Anderen zuhaben.
Als Christ sage ich: Ich liebe Gott. Kann ich das aber glaubwürdig sagen, wenn ich gleichzeitig andere in ihrer Not verkommen lasse? Wenn ich andere hasse? Die Bibel hat hierauf eine sehr deutliche Antwort: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seine Schwester oder seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seine Schwester und seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seine Schwester und seinen Bruder lieben.“ (1Joh 4,20-21)
Sehet, die zweite Kerze brennt. So nehme sich einer des Anderen an, wie auch der Herr an uns getan. Das ist schnell dahingesungen. Gut, dass die Kerze weiter brennt und auch immer wieder angezündet wird.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © Nehk 2016 Musik: privat
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