Wo lebst Du denn?
MEDITATION über das Stehen auf der Erde
Wo lebst Du? Diese Frage ist leicht beantwortet: In einer großen Stadt, an einer großen Straße, in einem großen Land. Bei anderen mag das nicht so groß ausfallen - kleine Stadt, auf dem Land, in der Provinz. Aber die Frage wird ebenso leicht zu beantworten sein. Diese einfache Frage kann auch als ein deutlicher Vorwurf formuliert werden: "Wo lebst Du denn?" Da fragt einer, der scheinbar die Kompetenz hat, die Zeichen der Zeit unfehlbar zu deuten. Der Befragte ist der Dumme. Mit irgendeiner Bemerkung hat er deutlich gemacht, dass er andere Deutungen, andere Positionen, andere Optionen hat, als die Masse und die Mehrheit.
Idealist, Utopist, Träumer, unverbesserlicher Optimist, von einem anderen Stern wird er genannt. Auf jeden Fall kommt der oder die nicht von dieser Welt, so wird ihr und ihm vorgeworfen. Dabei hat sie vielleicht nur versucht deutlich zu machen, dass das Gesetz der Stärke und des Ellenbogens letztlich nicht zum Erfolg führt. Vielleicht hat er behauptet, es sei besser manchmal nachzugeben, als Konflikte zu verschärfen. Vielleicht hat sie einfach stillgehalten und nicht reagiert, als sie beleidigt und runter gemacht wurde.
Kommen solche Leute wirklich von einer anderen Welt? Oder sind nicht vielmehr die Maßstäbe und die Werte von einer "anderen Welt", nach denen sie das beurteilen, was sie sehen und erfahren? Wird ihr Handeln als weltfremd empfunden, weil es in vielen Dingen so ganz anders ist, als üblich?
Vom heiligen Don Bosco (1815-1888), dem Patron der Jugend, ist dieses Wort: "Steht mit den Füßen auf der Erde, wohnt aber mit dem Herzen im Himmel." Was unterscheidet die "Kinder Gottes" von den "Kindern dieser Welt"? Kinder Gottes sind mit dem Herzen im Himmel. Dieses Bild deutet die Bindung an Werte und Maßstäbe, die von Gott her kommen, die von ihm gegeben werden. Der 1. Johannesbrief ermutigt alle, die "Kinder Gottes heißen und es sind": "Meine Kinder, lasst euch von niemand in die Irre führen! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie Er gerecht ist." (1 Joh 3,7)
Also: Lasst euch von denen, die euch weltfremd und abgehoben nennen, nicht einschüchtern und verunsichern. Bleibt dabei, den Weg der Gerechtigkeit zu gehen, weil er der Weg Gottes ist.
Dieser Weg der Gerechtigkeit ist beileibe alles andere als abgehoben. Er führt in die Niederungen der menschlichen Not. Er führt in die Hütten der Armen. Er führt an das Lager der Kranken. Er führt mich zur Not des Nächsten und manchmal ganz gewiss auch an die Grenze des Erträglichen. Und so lebe ich in dieser Welt. So stehe ich mit beiden Beinen auf der Erde. Ganz fest. Ganz sicher.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag anhören: MEDITATION
Foto: © nehk 2014 , Musik: jamendo.com
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