Zu wem sollen wir gehen?
Jesus war ein freundlicher Zeitgenosse. Aufgeschlossen für die Mitmenschen, stets bereit zu helfen, immer an der Seite der Kranken und Notleidenden, nachsichtig mit den Fehlern und Schwächen der anderen, ein Freund der Kinder und der kleinen Leute. Er war sich nicht zu fein, mit denen Umgang zu pflegen, über die man in besseren Kreisen die Nase rümpfte und von denen man sich lieber fernhielt.
Wer über einen längeren Zeitraum regelmäßig mit ihm zu tun hatte, der wird auch schon mal eine andere Seite kennen gelernt haben. Jesus war bisweilen wohl auch ein schwieriger Typ. Der wahnsinnig hohe Anspruch an sich selbst, hat wohl auch dazu geführt, dass die Leute nicht mehr mitgekommen sind. Sie haben ihn einfach nicht mehr verstanden, in doppelter Hinsicht. Zum einen konnten sie seinen Gedankengängen nicht mehr folgen. Das war einfach zu abgehoben. Zum anderen konnten sie es nicht verstehen, wie leichtfertig er sich immer wieder mit den Religionsführern seiner Zeit angelegt hat, sich um Kopf und Kragen geredet hat, und auch seine Jüngern in diese Gefahrenzone hineingezogen hat.
Was ist das für einer, der davon redet, sein Fleisch sei eine Speise und sein Blut sei ein Trank? Der sagt, „Wer mich isst, wird leben“. (Joh 6, 57) Dagegen ist der Anspruch „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6, 51) noch recht leicht zu ertragen. Nein, bei dem was er aber jetzt sagt, da wollen viele seiner Jünger nicht mehr mitmachen. Sie sagen: „Was er sagt ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ (Joh 6, 60) Es kommt zur Trennung. „Viele seiner Jünger zogen sich zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher.“
Am Ende bleiben nur noch die Zwölf bei Jesus. Was denken sie, wollen auch sie weggehen? Die Antwort des Petrus hört sich zuerst etwas hilflos an. Wohin sollten sie gehen wollen. Sie haben ja alles verlassen und sich ganz auf ihn eingelassen. „Herr, zu wem sollten wir gehen?“ Doch der zweite Teil der Antwort ist ein so starkes Bekenntnis, das jeden Gedanken des Zweifels, jeden Ansatz der Kritik vertreibt: „Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Das Wort des Petrus ist so stark, dass es auch in die gegenwärtige Situation passt. Es gibt ja vieles in der Kirche, was von Menschen als unerträglich empfunden wird und es tatsächlich auch ist. Kirche ist nie frei von Fehlern und Sünde. Die Unerträglichkeit menschlichen Versagens wird auf Gott übertragen. Die Menschen kehren der Kirche den Rücken. Oft ist damit auch ein Schritt in die Gottesferne gemacht.
Viele stehen vor der Frage: Wollt auch ihr gehen? Aber wohin sollte man gehen, wenn man zu einem Glauben gekommen ist, der einem trotz aller Fehler und Schwächen, aller Unerträglichkeit und Unglaubwürdigkeit der Gemeinde das „Wort des Lebens“ geworden ist. Nein, es gibt dazu keine Alternative. All das, was sich gegenwärtig anbietet, ist von einer unerträglichen Belanglosigkeit.
Der äußere Zustand der Kirche ist ärgerlich, weil er vielen Menschen eine wirkliche Christus-Begegnung verstellt. Als Glied dieser Kirche bin ich aber immer Zeuge ganz anderer Erfahrungen. Der Geist Gottes bewegt mich, von einer Kirche zu sprechen, die Glaube, Hoffnung und Liebe in dieser Welt lebendig hält. Ich will von einer Kirche sprechen, in der Christus in dieser Welt gegenwärtig ist mit dem Brot des Lebens und dem Wort des Lebens. Ich will von einer Kirche sprechen, die für alle Menschen ein freundlicher Zeitgenosse ist.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: © matchka_pixelio.de / Musik: jamendo
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