Zwischen Hosianna und Kreuzige ihn und Halleluja
Das Leben Jesu im Schnelldurchlauf. So sieht es die Ordnung des Kirchenjahres vor. In 365 Tagen werden die 33 Lebensjahre des Jesus von Nazareth betrachtet und gefeiert. Von der Verkündigung seiner Geburt durch den Engel Gabriel an die Jungfrau Maria bis hin zu seiner Himmelfahrt vor den Augen seiner Jünger und die weit über diese Zeit hinausreichenden Vorhersagen seiner Wiederkunft als Weltenrichter am Ende der Zeit.
Durch die Jahrhunderte hindurch haben die Christen gelernt, mit diesem schnellen Wechsel der Ereignisse umzugehen. Da ist es geradezu ein Luxus, wenn sie sich zur Feier des Osterfestes sehr viel mehr Zeit nehmen: Gut sechs Wochen mit 40 Fastentagen zur Vorbereitung. Und dann, vom Palmsonntag bis zum Ostermorgen wird die Geschwindigkeit des Kirchenjahres gedrosselt. Eine ganze Woche Feier in Echtzeit. Die heilige Woche!
Heißt sie nun Karwoche? Oder heißt sie Heilige Woche? Es kommt darauf an, was man betonen will. Die in Deutschland übliche Bezeichnung Karwoche hebt vor allen Dingen das Leiden Jesu und die Trauer und Klage seiner Jünger und der Kirche hervor. Die Karwoche wird bestimmt vom Karfreitag und einem Trauerfasten, das an diesem Tag und dem Karsamstag gehalten wird. Eine Neuordnung der Karwoche in der katholischen Kirche 1969 hat einen anderen Aspekt hervorgehoben. In der Heiligen Woche wird die Trauer und Klage überlagert durch das „österliche Triduum“, die drei österlichen Tage.
Karwoche : Heilige Woche. Das ist kein Gegensatz und keine Konkurrenz der Bezeichnungen. Es sind die beiden Pole des einen Ostermysteriums, dessen Feier heute mit dem Hosanna beginnt, seinen Tiefpunkt im „Kreuzige ihn“ hat und im österlichen Jubelruf des Halleluja seinen Höhepunkt findet.
Der Evangelist Markus berichtet, das Jesus auf dem Weg nach Jerusalem war, um dort das Osterfest zu feiern. Einige Tage vor dem Fest kommt er dort an. Er reitet auf einem jungen Esel und die Menschen bereitem ihm einen begeisterten Empfang: Es ist der Jubelruf des Volkes, der den Palmsonntag prägt. Hosanna! Hochgelobt sei der da kommt im Namen des Herrn! Das ganze Jahr über singt die Kirche täglich diesen Ruf. Er hat seinen festen Platz in jeder Eucharistiefeier. Bevor der Priester die Worte Jesu aus dem Abendmahlssaal spricht, esst das Brot, trinkt den Wein, begrüßt die Gemeinde Christus, der in seinem Leib und Blut in ihrer Mitte gegenwärtig wird. Sie singt das Sanktus, das Heilig, heilig.
Es ist ein Ruf der Erfurcht vor der Größe Gottes und ein Willkommensgruß gleichermaßen. Der große Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, Gott, der in seiner Allmacht alles in der Hand hat, dieser Gott kommt nun zu der feiernden Gemeinde. Jesus wurde am Palmsonntag mit diesem Ruf in Jerusalem begrüßt. Wenige Tage bevor er sein Leben dahin gab am Kreuz. Wenige Tage bevor er in seiner Auferstehung das Werk der Versöhnung vollendete. Die Gemeinde singt diesen Ruf wenige Augenblicke bevor sie den Tod und die Auferstehung Jesu feiert, das Geheimnis ihres Glaubens.
Der Palmsonntag ist in der Feier der Gemeinde auch durch die Palmenweihe und eine Prozession geprägt. Die Gläubigen versammeln sich vor der Kirche. Sie halten grüne Zweige in den Händen. In unseren Bereiten sind das Buchsbaumzweige oder Palmkätzchen. Die Zweige werden gesegnet und feierlich wird das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem verkündet. Dann wird ein Kreuz mit den grünen Zweigen geschmückt und in einer Prozession in die Kirche getragen. So wie Jesus damals mit seinen Jüngern eingezogen ist, so ziehen nun die Gläubigen in ihre Kirche ein. Sie wird in dieser heiligen Woche ihr Jerusalem sein. Ihr Abendmahlssaal. Ihr Ölberg. Ihr Berg Golgotha. Ihr Garten der Auferstehung.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
Foto: S.-Hofschlaeger_pixelio.de
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