Tu dich auf, o Erde, und lass Gerechtigkeit sprießen
Weihnachten 2023
Es ist in diesem Jahr eine sehr kurze Adeventszeit. Nur 22 Tage lang. Die ersten beiden Türchen an den Adventskalendern waren gewissermaßen nur der Anlauf. Der Advent hat am 3. Dezember begonnen und endet wie immer am 24.
Der ist in diesem Jahr aber sehr kompakt. Am Morgen noch: „Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet die vierte Kerze brennt.“ Und dann am Abend: „Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen. Wie glänzt er festlich, lieb und mild.“ Das kommt alle paar Jahre mal vor, dass der vierte Adventssonntag und der Heilige Abend auf einen Tag fallen. Eine solche Konstellation werden wir dann erst wieder im Jahr 2028 haben.
Am Morgen des Tages noch mal ein adventlicher Ruf: „Tauet, ihr Himmel, von oben!“ Und so heißt es weiter im biblischen Buch des Propheten Jesaja: „Ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, / sie lasse Gerechtigkeit sprießen. / Ich, der HERR, erschaffe es.“ (Jes 45,8)
„Alles Gute kommt von Oben“ – zunächst einmal. Die Himmel sollen sich öffnen. Kein Platzregen, nein, zuerst ganz zart, nur ein Tauen, ein Tröpfeln. Dann aber doch mit aller Kraft. Ein Regen der Gerechtigkeit soll sich auf die Erde ergießen.
Hier geht mein Blick nach oben. Denn das habe nicht ich in der Hand, ob es regnet oder nicht. Die Quelle jeder guten Gabe und jedes vollkommenen Geschenks ist droben, ist der „Vater der Gestirne“ – sagt der Apostel Jakobus. (vgl. Jak 1,17) So also auch „die Gerechtigkeit“. Sie ist eine gute Gabe des Vaters. Ein Geschenk des Himmels.
Doch, mit Verlaub, da erfahren viele Menschen immer wieder heftige Dürreperioden. Kein himmlischer Regen der Gerechtigkeit. Gibt es sie denn, die gerechten Welt? Wird es sie einmal geben, gerechte Lebensverhältnisse?
Diese Frage prägt ja auch die Wochen vor Weihnachten. Viele Organisationen und Hilfswerke – kirchliche und weltliche – verschicken jetzt ihre „Bettelbriefe“ im Namen der Menschen, die sowas wie Gerechtigkeit nicht kennen.
Auch der Jesajavers lenkt meinen Blick von oben nach unten: Der Mensch, ich bin dran. Mein Lebensraum, die Erde, „lasse Gerechtigkeit sprießen“ – heißt es da. „Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor.“ Also: Gerechtigkeit und Heil als Frucht der menschlichen Arbeit. Das habe ich sehr wohl in der Hand, ob da Wachstum ist oder Dürre. Ob da die guten Früchte reifen, von denen Jesus immer wieder spricht.
Ich glaube, jeder Mensch hat ein Gefühl, einen Sinn dafür, was gerecht ist und was nicht. Ich könnte den ganzen Sinn des Begriffs gar nicht erklären. Aber ich bin mir gewiss, dass es zum Beispiel nicht gerecht ist, dass Menschen vom Lohn ihrer Hände Arbeit ihre Familie nicht ernähren können. Dass es nicht gerecht ist, Mädchen und Frauen Bildung vorzuenthalten. Dass es nicht gerecht ist, Menschen in anderen Teilen der Erde für „ Fast Fashion“ auszubeuten. Dass es nicht art-gerecht ist, dass Tiere in Massen gehalten werden.
Wenn der Advent, wenn Weihnachten, wenn der Tau aus der Höhe oder der Spross aus der Erde dieses Gefühl für Gerechtigkeit lebendig werden lassen – meinetwegen auch ohne jeden frommen Gedanken an das Christkind –, dann ist es gut.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
21. Dezember 2023 | Foto: Nehk 2023 | Musik: privat
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