Zögerliches Halleluja
Ostern 2022
Halleluja! Heute morgen durfte man es wieder singen - das „Halleluja“. Mit dem Aschermittwoch, dem Beginn der Vorbereitungszeit auf Ostern, war es verstummt. Der Verzicht auf den großen Jubelruf in den Gottesdiensten war gewissermaßen Teil der Fastenzeit. Doch gestern Nacht oder heute am frühen Morgen, in der Feier der Osternacht, wurde es wieder feierlich angestimmt: „Halleluja! Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasst und jubeln und seiner und freuen.“ (Ps 118, 24)
Die christlichen Kirchen haben diese Einladung zum Lobe Gottes aus der jüdischen Gebetstradition übernommen. Das hebräische Wort „Halleluja“ heißt ins Deutsche übersetzt kurz und knapp: „Lobet Gott!“ Dieser kompakte Freudengesang ist dem Osterfest vorbehalten, der Erinnerung an Jesu Auferstehung von den Toten. Es braucht eben nicht viele Worte, um dieses großartige Geschenk Gottes an die Menschen zu preisen.
Halleluja! Lobet Gott! Es wurde oft vertont und in großartige Kompositionen gefasst. Das „Halleluja“ in Georg Friedrich Händels „Messias“, zum Beispiel. Immer noch sehr populär: das „Halleluja“ von Leonard Cohen (1984). Er weist auf David, den König des Volkes Gottes, und seine Halleluja-Psalmen hin. Wenn einem etwas gut gelungen ist, ein Problem gelöst werden konnte, sich Erfolg eingestellt hat, wird das oft dankbar mit einem „Halleluja!“ kommentiert.
Ostern 2022, das Halleluja ist wieder da. Kirchlich und fromm einwandfrei und folgerichtig. Nach vierzig Fastentagen folgt die Botschaft: „Der Herr ist wahrhaft auferstanden. Halleluja!“ Aber in welche Welt hinein singen wir diesen Freudenruf heute? Die Nachrichten aus der Ukraine, der Überfall Russlands auf dieses Land, die toten Soldaten, die Ermordung von Kindern und Frauen, Kriegsverbrechen und Völkermord, Flucht und Vertreibung – das lässt mir den Jubel im Halse stecken. Mir ist nicht nach Halleluja. Welchen Grund könnte ich haben, es dennoch zu singen? Mich damit nicht in eine fromme Sonderwelt zu verkriechen, sondern die wirkliche Welt im Blick zu haben?
Wenn ich sehe, wie die Menschen sich hierzulande und in ganz Europa auf die Seite der Ukraine stellen, wie sie das Böse des Krieges und die Bosheit der russischen Kriegstreiber anprangern, wie sie die Würde des Menschen verteidigen, dann wage ich das „Halleluja!“ zu singen.
Ich sehe, es bleibt nicht nur bei Worten und Absichtserklärungen. Den Menschen, den Frauen und Kindern, den alten Menschen, den erschöpften und niedergeschlagenen wird konkret geholfen. Wenn sie zum Beispiel am Berliner Hauptbahnhof ankommen, wird ihnen ein freundliches Willkommen gesagt. Wenn ich das sehe, dann ist mir nach einem „Halleluja!“.
Wieder einmal ist die Spendenbereitschaft sehr groß. Geld, Lebensmittel, das Lebensnotwendige - all das wird gegeben und gebracht. Das ist mir ein „Halleluja!“ wert.
Den unermüdlichen freiwilligen Helferinnen und Helfer möchte ich ein „Halleluja!“ an diesem Osterfest sagen. Gottlob seid Ihr da und gebt der Menschlichkeit ein Gesicht.
Lutz R. Nehk
Hier können Sie den Beitrag auch anhören: MEDITATION
17. April 2022 | Foto: Nehk 2022 | Musik: jamendo.com
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