Mein Sohn Finn
Mein Sohn Finn erkrankte im Juni 2005 an einer Gehirnhautentzündung. Ich als Krankenschwester wusste genau, was auf ihn zukam. Im Alter von elf Jahren wurden die schulischen Probleme heftiger, obwohl er von allen als aufgeweckt, intelligent und durchsetzungsstark erlebt wurde. Wie viele Jungen in seinem Alter geriet auch er zeitweise in Selbstwertkonflikte. Er hatte bisher nie von alleine schlafen wollen und kauerte sich nun erschöpft und von Kopfschmerzen geplagt in einen Sessel.
In so einer Situation sagt man sich dann immer: "Mein Kind ist gesund und kann gar nicht krank werden und sterben. Man hört so was von anderen Menschen in anderen Städten, aber man hält es nicht für möglich, dass einem selbst etwas Derartiges geschehen kann." Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man realisiert, was passiert.
Finn war mein zweites Kind. Der Jüngste also. Ich machte mir wochenlang nach der Diagnose noch Vorwürfe, ob ich ihn vielleicht falsch ernährt habe. Solche Gedanken beschäftigen einen immer. Wer hat Schuld daran? Gibt es Gott? Und wenn ja, warum tut er nichts gegen das Leiden meines Kindes???
Doch schnell stand für mich fest, dass er ein Recht auf die Wahrheit hatte. Und ich musste auch nicht lange überlegen als ich in seine großen Augen sah und sein zitterndes Stimmchen "Mama, was passiert mit mir?" fragen hörte.
Ab da hörte ich auf, ihm etwas vorzumachen, und begann zu kämpfen. Ich kämpfte wie eine Löwin um ihr Junges! Ich gab nicht auf. Finn schien das zu merken und so gaben wir uns gegenseitig Kraft.
Der Krankheitsablauf meines Sohnes wurde jedoch schlimmer als erwartet. Er wurde immer dünner und blasser, die Haare fielen aus. Dennoch sah man in seinem Gesichtchen den Kämpfergeist und den Mut, durchzuhalten. Ich war so stolz - immer, wenn ich ihn sah. Er schien zu ahnen, was auf ihn zukam, wenngleich er wahrscheinlich nicht alles verstand. Doch ich wollte ihn nicht mit Details belasten, enthielt ihm allerdings auch nicht die Wahrheit vor. Auch das war schwierig für mich. Sollte ich meinem Kind sagen, dass es sterben werde, oder sollte ich es ihm verschweigen, um es nicht unglücklicher zu machen?
Jeden Abend um die gleiche Zeit betete die ganze Familie. Nicht nur wir im kleinen Kreise, sondern alle engen Freunde der Familie und entfernte Verwandte. Das stärkte uns enorm. Denn man bekam ein Gefühl, nicht alleine zu sein, Unterstützung zu bekommen und wenigstens ein wenig zu helfen. Ich danke an dieser Stelle noch mal Hertha und Uli für ihre Gedanken und ihre Unterstützung.
Ich fühle mich seither oft alt und müde. Die Abende und die Wochenenden kommen mir endlos lang und still vor. Es ist, als fielen wir in ein Loch. Während seiner Krankheit waren wir fast ununterbrochen bei ihm; unsere starke Tochter zeigte dafür immer Verständnis. Wir sorgten dafür, dass Finn so wenig wie möglich litt. Wir versuchten ihm seine letzten Tage so angenehm wie möglich zu machen und streichelten ihn bis zu seinem letzten Atemzug.
Jana Schneider und Inga Proske (Klasse 12, Marienschule)
Anm.: Diese Kurzgeschichte ist rein fiktiv, die Ich-Erzählerin frei erfunden.
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